Die Biedermeierdichtung versuchte dem Konflikt zwischen
Wirklichkeit und Ideal sowie den politischen Spannungen eine
heile poetische Welt mit dem Ziel der Harmonisierung
entgegenzusetzen. Bevorzugt wurden kleine literarische Formen.
In der biedermeierlichen Literatur wurde das sittliche Ideal der
Zeit - genügsame Selbstbescheidung, Zähmung der Leidenschaften,
Unterordnung unter das Schicksal, politische Haltung des
Mittelwegs, Schätzung des inneren Friedens und kleinen Glücks,
Bedacht auf Ordnung, Hang zum Pietismus, Interesse für Natur und
Geschichte - dargestellt. Dabei kamen oft die biedermeierlichen
Lebensgefühle, wie Resignation, Weltschmerz, Schwermut, Stille,
Verzweiflung und Entsagung zum Ausdruck, die nicht selten zu
Hypochondrie und Selbstmord führten. Grillparzer, Lenau z.B.,
litten in ihren letzten Lebensjahren an Hypochondrie, Stifter
und Raimund dagegen gingen in den Freitod. Sprachliche
Kennzeichen biedermeierlicher Literatur sind besonders die
Schlichtheit in Form und Sprache, Volkstümlichkeit,
Detailgenauigkeit und Bildlichkeit.